Auszüge aus “Digitalisierung in der Praxis”
Vorwort
Historisches zu digitalen Revolution
Industrielle Revoloution – Kapitalismus
Das wirtschaftstheoretische Fundament für das Zeitalter des industriellen Kapitalismus legte der schottische Moralphilosoph Adam Smith mit seiner 1776 erschienenen Schrift „Der Wohlstand der Nationen“. Das individuelle Profitstreben jedes einzelnen am Wirtschaftsleben Beteiligten sorgte demnach wie von unsichtbarer Hand gesteuert dafür, den allgemeinen Wohlstand bestmöglich zu fördern:
„Da nun aber der Zweck jeder Kapitalanlage Gewinnerzielung ist, so wenden sich die Kapitalien den rentabelsten Anlagen zu, d. h. denjenigen, in denen die höchsten Gewinne erzielt werden. Indirekt wird aber auf diese Weise auch die Produktivität der Volkswirtschaft am besten gefördert. Jeder glaubt nur sein eigenes Interesse im Auge zu haben, tatsächlich aber erfährt so auch das Gesamtwohl der Volkswirtschaft die beste Förderung…. Verfolgt er nämlich sein eigenes Interesse, so fördert er damit indirekt das Gesamtwohl viel nachhaltiger, als wenn die Verfolgung des Gesamtinteresses unmittelbar sein Ziel gewesen wäre. Ich habe nie viel Gutes von denen gesehen, die angeblich für das allgemeine Beste tätig waren. Welche Kapitalanlage wirklich die vorteilhafteste ist, das kann jeder einzelne besser beurteilen als etwa der Staat oder eine sonstwie übergeordnete Instanz.“[49]
Als industrielle Revolution wird die tiefgreifende und dauerhafte Umgestaltung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, der Arbeitsbedingungen und Lebensumstände bezeichnet, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann und verstärkt im 19. Jahrhundert, zunächst in England begann.
Die industrielle Revolution führte zu einer stark beschleunigten Entwicklung von Technik, Produktivität und Wissenschaften.
Der französische Soziologe Georges Friedmann sprach 1936 erstmals von einer zweiten industriellen Revolution.[5] Er datierte sie auf die Jahrzehnte um 1900 und identifizierte als deren Charakteristika die intensivierte Mechanisierung, den weitverbreiteten Gebrauch von Elektrizität und die Massenproduktion von Gütern (Taylorismus und Fordismus).
Die mikroelektronische Revolution seit Mitte der 1970er Jahre wird als technologischer Kern einer neuen, dritten industriellen Revolution angesehen, so zum Beispiel von dem US-amerikanischen Soziologen Daniel Bell.[6] Die Debatte über Industrie 4.0 hat den Begriff „vierte industrielle Revolution“ aufkommen lassen (so etwa auf dem Weltwirtschaftsforum 2015 in Davos). Die technologische Grundlage der beschriebenen Informatisierung der Fertigungstechnik und engeren Vernetzung zwischen Produktion und Logistik ist jedoch weiterhin die Mikroelektronik. Der Industrieforscher Hartmut Hirsch-Kreinsen spricht von einer „zweiten Phase der Digitalisierung“.
Der Beginn der Digitalisierung
Schon seit der Erfindung des morsens (1833 von Samuel Morse) hält die Digitalisierung Einzug in unser Leben. Das Grundprinzip, festgelegte Codes zur Informationsübermittlung zu benutzen wurde 1938 von dem Team um Morse erfunden. Die Folge war die einfache Zusammenarbeit durch die Digitalisierung von Kommunikationsprozessen.
Zu diesem Zeitpunkt war die erste industrielle Revolution im vollen Gange …. (weiter in Ihrem Exemplar)
Es hat nun 250 Jahre gedauert bis die digitale Informationsübermittlung als Grundlage der heutigen Digitalisierung unsere Geschäftsprozesse massgeblich revolutioniert.
Praxisbeispiele
Kleine aber zielgerichtete Massnahmen führen zum Erfolg und überfordern die Mitarbeiter auf dem Weg in die Digitalisierung nicht. Berge versetzt man ja auch nicht am Stück sondern Stein für Stein. Hier einige Best Praktice Beispiele wie Digitalisierung unter ökonomischen Gesichtspunkten gelingen kann.
- Die digitale mobile Dokumentation von Arbeitsscheinen bringt im Aussendienst 10-20.000 € im Jahr an zusätzlichen Gewinn je Aussendienstmitarbeiter ein. Zusätzlich sind die Dokumente sofort digital in der Verwaltung zur Weiterverarbeitung verfügbar.
- Die Digitalisierung von Dokumentenprozessen spart 30% an Verwaltungsarbeitszeit ein.
- Die Umstellung auf eine digitale Telefonanlage spart immense Kosten und ermöglicht moderne “Überall-Kommunikation”
Weitere Besipiele –>
Warum die digitale Herausforderung Ihr Unternehmen verändern wird
Die Grundlage für modernes Business ist schnelle, einfache Zusammenarbeit durch Digitalisierung von Geschäftsprozessen (HSt -2003-)
Die Digitalisierung – auch vierte industrielle Revolution genannt – verändert die Rahmenbedingungen der Wirtschaft und beeinflusst Herstellung, Marketing und Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen.
Von den Zulieferern über die Produktionssteuerung bis zur Kundenbeziehung, die digitale Revolution ist nicht mehr aufzuhalten. Sie ist präsenter denn je und kein Unternehmen kann sich ihrem Einfluss entziehen.
Ein sehr gutes Beispiel aus der aktuellen Berichterstattung:

Wisch und tap, das ist die typische Handbewegung im Zeitalter der Digitalisierung. Vor ein paar Jahren Papierkrieg, heute läuft alles automatisch über Sensoren und Programme. Arbeitsplätze fallen weg, doch es sollen auch neue Jobs entstehen.
Ob wir nun Cloud Computing in Verbindung mit modernen Office-Konzepten zur besseren Vernetzung im Unternehmen nutzen, via Online Stores Vertriebskanäle erweitern oder gleich mit neuen Geschäftsmodellen wie Uber oder Alibaba den Markt aufmischen, Digitalisierung ist in allen Fällen der Schlüssel. Dabei hängt die Digitale Agenda eines jeden Unternehmens maßgeblich davon ab, wie man im Unternehmen mit der Digitalisierung umgeht.
Im Zuge dessen verändern sich Handelsplätze und entstehen neue Märkte, bilden und vernetzen sich progressive Wertschöpfungsketten mit Informations- und Kommunikationstechnologien.
Alle Wirtschaftszweige sind von diesen revolutionären Veränderungen betroffen, auch Ihres.
Bosch beispielsweise, ein alt eingesessenes deutsches Unternehmen digitalisiert nicht einfach, sondert erfindet sich quasi neu. Dazu später mehr.
Alle Unternehmen haben eine Chance, sich die Digitalisierung zu Nutze zu machen.
Produktiver durch Digitalisierung
Wenn Sie auf diese Fragen Antworten haben, dann sind Sie gut aufgestellt für den Überlebenskampf in der Digitalisierung in Ihrem Business
- Wie Digital ist Ihre Branche und Ihre Wettbewerber ?
- Wo ist Ihr Geschäftsmodell am verwundbarsten ?
- Wie schnell greifen Veränderungen und wie reagieren Sie darauf ?
- Welcher Invest in Digitalisierung bringt Ihre Branche am schnellsten weiter ?
- Welche Veränderungen benötigen Sie zum Überleben ?
Mittelstand hat Nachholbedarf
Warum muss sich ein Unternehmen der digitalen Herausforderung stellen und sich ändern?
Um diese Frage beantworten zu können, lassen Sie uns kurz einen Blick in die Digitalisierung deutscher Unternehmen werfen. So ist der Wert des Wirtschaftsindexes Digital 2016 im Vergleich zum Vorjahr von 49 auf 55 Indexpunkte gestiegen. Jedes zweite Unternehmen nutzt heute die intelligente Vernetzung von Geräten und Maschinen über das Internet. Sorge macht dagegen, dass es bei der Digitalisierung mittelständischer Unternehmen immer noch Nachholbedarf gibt. Während Großunternehmen 53 und Kleinstunternehmen 55 Punkte im Index erreichen, liegt der Digitalisierungsgrad der kleinen und mittleren Unternehmen lediglich bei 50 Punkten. Eine Differenzierung nach Branchen zeigt zudem, dass die IKT-Wirtschaft und wissensintensive Dienstleistungen Vorreiter sind. Durchschnittlich digitalisiert sind die Branchen Finanz- und Versicherungswirtschaft, Handel, Energie- und Wasserversorgung, Maschinenbau, Chemie- und Pharmaindustrie, Verkehr und Logistik sowie Fahrzeugbau. Schlusslicht in diesem Ranking, mit mageren 39 Punkten, sind das Gesundheitswesen und das sonstige verarbeitende Gewerbe; Tendenz bis 2021 weiter fallend.
Natürlich lassen sich nicht alle Branchen und Unternehmen gleichermaßen digitalisieren.
Jedes Unternehmen muss hier den für sich passenden Mix aus neuen und etablierten Technologien abwägen, doch dass Digitalisierung nicht nur Sache von großen oder börsennotierten Unternehmen ist, sondern gerade für den deutschen Mittelstand von großer Relevanz sein kann, zeigt die Entstehung der Tolino-Allianz.
Toliono als Blaupause
Dieses Konglomerat aus den führenden deutschen Buchhändlern und der Deutschen Telekom als Technologiepartner schaffte 2013 eine Vertriebsmacht, die heute ohne Probleme mit der von Amazon konkurrieren kann. Das neue Geschäftsmodell wurde aus der Krise geboren und unter dem Druck, den der Online-Versandriese auf die etablierten Buchhändler ausübte. Doch statt hier einzuknicken und sich seinem Schicksal zu ergeben, wie es in Großbritannien bereits Waterstones oder in den USA Borders getan hatten, kämpfte sich die Allianz mit modernster Technologie und einer breit angelegten Marketingkampagne zurück. Tolino erweiterte den Buchhandel durch ein Omni-Channel-Konzept und war mit seiner innovativen Antwort auf den Kindle von Amazon sehr erfolgreich. Bereits im Jahr 2015 verfügten sowohl Tolino als auch Amazon über Marktanteile in gleicher Höhe (ca. 40–45 Prozent).
Das Tolino-Tablet gibt es heute in mehr als 1.800 deutschen Buchhandlungen zu kaufen, und es zieht, man glaubt es kaum, Kunden wieder in die örtlichen Buchläden. E-Book-Reader und E-Books haben, wie es scheint, den traditionellen Buchhandel nicht verdrängt. Sie stellen eher eine optimale Ergänzung dar. Denn wem ein E-Book besonders gefällt, der kauft sich oft auch das gedruckte Pendant. Ob dabei der Eindruck eines haptischen Erlebnisses dominiert oder das Buch aus Sammelleidenschaft ins Regal wandert, ist unerheblich. Wichtig ist nur, dass das oft totgesagte physische Buch auch im 21. Jahrhundert, wie die Schallplatte oder eine gute Grillpfanne, neben dem Musikstreaming und Thermomix noch seinen Platz hat.
Das Praxisbeispiel Tolino lehrt uns zwei wichtige Dinge in Bezug auf die Digitalisierung. Zum einen, dass man keineswegs technischer Innovationstreiber sein muss, um von der Digitalisierung zu profitieren. Und zum anderen, dass diese spätestens auf den äußeren Druck erfolgen muss; hier gilt es für Unternehmen, die Zeichen am Markt richtig zu deuten.
Veränderte Märkte über Nacht
Sicher fällt es einem effizient arbeitenden Unternehmen schwer, sich mit dem digitalen Wandel zu beschäftigen. Das liegt in der Natur der Sache, denn selbst in der digitalisierten IKT-Branche gilt allzu oft der Satz: Never change a running system. Warum sollte man also in einem gesunden Unternehmen Änderungen vornehmen?
Das dachten sich wohl auch die Manager von Blockbuster, einem der ehemals größten Anbieter von Videoverleih und -verkauf in den USA. Das Unternehmen bediente in der Spitze 2004 seine Kunden in über 5.000 Filialen allein in den USA und zählte mit über 58.000 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern des Landes. Ein gesundes Unternehmen, dessen Management jedoch vom Erfolg der Video-on-Demand-Anbieter wie Netflix oder Redbox überrollt wurde. Denn als Netflix mit seinem Angebot 1997 am Markt auftauchte, hatte man bei Blockbuster den neuen Vertriebskanal nicht erst genommen. Dabei boten sich für den US-Riesen wesentlich bessere interne Ressourcen als für die Konkurrenz. Der Kundenstamm war bereits vorhanden, der Ausbau von Breitbandverbindungen und Speicherlösungen ermöglichte die digitale Übertragung von Kinofilmen und das Unternehmen hatte Verträge mit allen Verleihern und galt bei Branchenkennern als zuverlässiger Partner Hollywoods. Doch es waren letztlich die anderen Video-on-Demand-Anbieter, die schon 2007 einen großen Marktanteil eroberten, und der halbherzige Versuch Blockbusters, zu diesem Zeitpunkt auf den Zug aufzuspringen, sollte nichts daran ändern, dass das Unternehmen schon 2010 Insolvenz anmelden musste.
Ganz ähnlich erging es Kodak. Auch hier hatte man den digitalen Wandel zwar erkannt, doch die Dringlichkeit dieses Wandels vor dem Hintergrund des gut laufenden Geschäfts mit Filmkameras schlichtweg falsch eingeschätzt. Diese Beispiele zeigen anschaulich, was passiert, wenn man nicht rechtzeitig handelt. Denn einem Unternehmen, das sich mit dem Thema Digitalisierung nicht beschäftigt und dazu keine digitalen Maßnahmen einleitet oder der Entwicklung der Digitalisierung nicht folgt, droht eine große Gefahr. … (weiter in Ihrem Exemplar)
Vorausschauendes Management erforderlich
Die Digitalisierung verändert nicht nur Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen, sondern führt auch zu tiefgreifenden Veränderungen in der Organisation eines Unternehmens. Unternehmenssteuerung und -strukturen werden digitalisiert anders aussehen als bisher.
Das Management spielt daher bei der Umsetzung der Digitalisierung eine zentrale Rolle, denn es muss den Veränderungsbedarf erst einmal erkennen. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Mitarbeiter, denn diese müssen von der Digitalisierung überzeugt sein und dürfen keinen Grund haben, sich um ihre Arbeitsplätze sorgen zu müssen. Mit Kommunikation durch überzeugende Führung lassen sich viele Unklarheiten und Unsicherheiten lösen. Nur dann ist es möglich, von der Digitalisierung im Unternehmen zu profitieren und effizienter arbeiten zu können.
Digitalisierung erfordert grundsätzliche Erneuerung
Hundert Jahre lang hat Henry Ford unser Bild von der Wirtschaft geprägt: Hochspezialisierte, arbeitsteilige Fließbandproduktion erzeugt Großserienprodukte (»Sie können das Ford T Modell in jeder Farbe bestellen, solange die schwarz ist«), das tayloristische System, das ganz auf Spezialisierung und Effizienz setzt, bescherte uns erschwingliche Autos, Waschmaschinen und Ferienreisen.
Ausgerechnet das Erfolgsmodell des 20. Jahrhunderts wird heute zum Bremsklotz für die erfolgreiche Transformation von Unternehmen ins digitale Zeitalter. Denn die auf Effizienz getrimmten Organisationen fürchten den Wandel als Unordnung, tendieren dazu, sich dem Neuen nur inkrementell, in eng definierten Projekten und Nischen zu stellen, um die gut geölte Unternehmensmaschine nicht zu bremsen. Schließlich kennt jeder Betriebswirt das S-Kurven-Konzept, das die Leistungsfähigkeit einer Technologie in Abhängigkeit von den investierten Mitteln für Forschung und Entwicklung darstellt. Danach ist der Übergang zu einer neuen überlegenen
Technologie – der Sprung auf die nächste S-Kurve – zunächst immer mit einem Effizienzverlust verbunden.
Doch wer deshalb zaudert, diesen Sprung zu tun, hat langfristig verloren. Zwar geht es mit der Effizienz im neuen »S« zunächst im unteren Bogen nur langsam bergauf, dann aber wird die Kurve sehr steil und schießt schnell und weit über das Niveau der alten Technologie hinaus. Es hilft nichts: Wer sein Unternehmen erfolgreich in die Neuzeit überführen will, muss auf ganzer Breite ansetzen, alle Strukturen, Prozesse und Produkte neu denken, im großen Maßstab
Die Leistungsfähigkeit einer Technologie ist abhängig von der Lebenszyklusphase in der sich die Technologie befindet, sodass Technologien eines bestimmten Anwendungsgebietes im Hinblick auf ihr Weiterentwicklungspotenzial zwangsläufig an technische Leistungsgrenzen stoßen. Der Verlauf des Leistungspotenzials einer Technologie lässt sich in Form einer S-Kurve über dem kumulierten F&E-Aufwand abbilden (vgl. Abbildung „S-Kurven-Konzept “). Dies bedeutet, dass mit zunehmender Technologiereife immer höhere F&E-Investitionen notwendig sind, um inkrementale Steigerungen der Leistungsfähigkeit zu erzielen. S-Kurven-Konzepte unterstützen Entscheidungen hinsichtlich des Zeitpunktes, zu dem weitere F&E-Anstrengungen in leistungsfähigere Substitutionstechnologien zu investieren sind, bzw. zu welchem aus bestehenden Technologien auszusteigen ist. Dazu empfiehlt sich die Aggregation von verschiedenen Anwendungen einer Technologie innerhalb einer S-Kurven-Analyse. Das S-Kurven-Konzept liefert Informationen sowohl im Hinblick auf Entscheidungen bez. Einzeltechnologien als auch der Planung des F&E-Programms. Da dem S-Kurven-Konzept ein Lebenszyklusmodell zugrunde liegt, kann dieses Konzept auch bei der Bewertung von Produkten oder Prozessen Anwendung finden.
… (weiter i
Gelten die Prinzipien Frederick W. Taylors und Henry Ford in Zeiten der Digitalisierung?
Die Vorstellungen von Frederick W. Taylor stießen zwar von Beginn auch auf Ablehnung, etwa von Seiten der Gewerkschaften, aber den Siegeszug seiner Ideen konnte das nicht aufhalten. Als Henry Ford in seinen Automobilfabriken die Fließbandfertigung einführte und die Produktion mithilfe von Taylors Erkenntnissen optimierte, war nicht nur der Grundstein für die Entstehung der modernen Massenproduktion gelegt, sondern auch für eine weite Verbreitung von Taylors Konzept.
Veränderte Rahmenbedingungen durch die Digitalisierung
Die Rahmenbedingungen unternehmerischen Handelns haben sich seit Taylors Lebzeiten wesentlich verändert. Das Scientific Management entstand in einer wirtschaftlichen Situation, in der das Produktionsvolumen und der Stückpreis entscheidend für den Unternehmenserfolg waren und eine effiziente Arbeitsorganisation sowie Standardisierung erforderten. Längst sind aber Kriterien wie Qualität, Flexibilität und Kundenorientierung entscheidend für den Unternehmenserfolg geworden – Aspekte, die Taylor nicht berücksichtigte. – In jüngster Zeit verändert die Digitalisierung die Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns grundlegend und stellt die Anwendbarkeit von Taylors Grundsätzen weiter in Frage. Die Digitalisierung – verstanden als „Übertragung des Menschen und seiner Lebens- sowie Arbeitswelten auf eine digitale Ebene“ – bringt für Unternehmen eine Vielzahl an Herausforderungen und Chancen mit sich. Sie erfordert die Weiterentwicklung und teils gar ein grundsätzliches Überdenken bisheriger Geschäftsmodelle. Digitalisierung bedeutet eine stärkere Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette.
Webbasierte Softwareplattformen fördern den Austausch über große Entfernungen in Echtzeit zwischen Kunden, Produktionsstätten und Zulieferern. Auf die Bedürfnisse der Kunden kann und muss schneller und gezielter eingegangen werden.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, sowohl im Leistungsspektrum, d.h. bei Produkten und Dienstleistungen, als auch in der Leistungserbringung werden immer wichtiger.
Die Vorstellungen darüber, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf Arbeitsstrukturen und -gestaltung haben wird, variieren derzeit noch stark. Insbesondere sind folgende Effekte zu erwarten:
1. Produktions- und Arbeitsprozesse werden mit dem Ziel der Effizienz- und Produktivitätssteigerungen flexibilisiert und restrukturiert.
2. Besonders im Bereich der Wissensarbeit werden Arbeitsprozesse in zeitlicher, örtlicher und inhaltlicher Hinsicht flexibel gestaltet.
3. Eine verstärkte Automatisierung und Rationalisierung werden besonders bei Berufsfeldern im mittleren Qualifikations- und Lohnniveau erwartet. Bei Berufsfeldern am unteren und oberen Qualifikationsrand verlieren routinebasierte Tätigkeiten durch Automatisierung an Bedeutung; erfahrungsbasierte Tätigkeiten werden wichtiger.
Was bedeutet dies nun für die Anwendbarkeit des Scientific Managements? Das Erbe Taylors kann in der heutigen Arbeitswelt insbesondere in standardisierten Arbeits- und Organisationsformen sowie Hilfsmitteln nachvollzogen werden. Zwar ist in Zeiten der Digitalisierung eine Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen gefragt und damit eine komplexe Produktionsweise, die sich grundlegend von der Massenproduktion unterscheidet, die Taylors Ansatz erfolgreich machte. Dennoch ist aus Kostengründen mit einer Erhaltung bzw. weiteren
Steigerung des Standardisierungsgrads auf der Prozess- und Arbeitsebene zu rechnen. Da allerdings künftig vor allem routinebasierte Tätigkeiten durch Automatisierung wegfallen, spielt Taylors Trennung in planende und ausführende Tätigkeit insofern eine andere Rolle, als dass die Ausführungsarbeit immer mehr von Maschinen erledigt wird. Wird der Mensch also von den stark standardisierten und formalisierten Abläufen „erlöst“, die Taylor immer wieder als negative Folgen seiner Prinzipien angelastet wurden? Tatsächlich braucht es in Zeiten der Digitalisierung flexible, hochqualifizierte Mitarbeiter, die intelligent automatisierte Prozesse steuern und komplexe Systeme effizient und effektiv bewältigen. Diese Mitarbeiter werden aber wohl verstärkt die Unterziehung ihrer Arbeit nach Grundsätzen wissenschaftlicher Beobachtung und Analyse erleben. Taylors Prinzip der Zeit- und Bewegungsstudien hat sich in der Fertigungsindustrie seit Jahrzehnten fest etabliert und erhält nun durch Einsatz digitaler Technologien neue Möglichkeiten. Seinen Vorstellungen folgend werden längst Zeitstandards ermittelt und festgeschrieben. Ein ganz neuartiges Potenzial bei der Vorgabe und Kontrolle von Standards bieten heute neue Tools wie etwa die sogenannten „Wearables“, tragbare Computersysteme, die Aktivität, aber auch Kreativität und Zufriedenheit der Mitarbeiter messen sollen. Auch die von Taylor geforderte Spezialisierung bekommt durch die Digitalisierung Aufwind – zu denken ist etwa an den Trend zum Einsatz von stark spezialisierten Cloud-Freelancern. Insgesamt ergibt sich also ein gemischtes Bild: Einige der Prinzipien Taylors sind in Zeiten der Digitalisierung schwieriger umzusetzen, andere bekommen ganz neues Anwendungspotenzial.
… (weiter in Ihrem Exemplar)